Am 23. Juni 2016 haben die Briten entschieden, dass sie kein Teil der EU mehr sein möchten. Bei dem Referendum im Vereinigten Königreich wurde vor allem in den ländlichen Regionen eine Mehrheit von 52% für den Austritt aus dem europäischen Staatenbund entschieden. Aber auch wenn die Entscheidung nun bereits über ein Jahr her ist, sind viele Detailfragen rund um den Brexit vollkommen ungeklärt. Während das Vereinigte Königreich und die EU sich nicht in einer Strategie einig werden können, scheint es immer wahrscheinlicher zu sein, dass es zu einem sogenannten "Hard-Brexit" kommt. Welche Folgen dies für Europa, Großbritannien und Deutschland hätte ist vollkommen offen.
Der Weg zur Entscheidung durch Großbritannien
Dass es überhaupt so weit gekommen ist, hat viel mit dem Selbstverständnis der Briten gegenüber Europa zu tun. Schon immer hat sich das Vereinigte Königreich schwer damit getan, sich als festen Bestandteil der Nationen auf dem europäischen Festland zu sehen. Als ehemalige Großmacht, Weltmacht gar, hat man auch innerhalb der Gremien und der Beratungen in der EU stets eine Sonderrolle eingenommen. Schon immer galten die Briten daher als ein eher unangenehmer Verhandlungspartner. Die britische Bevölkerung jedoch hat in den letzten Jahren vermehrt unter Problemen zu leiden gehabt: Steigende Inflation und schwacher Wachstum, neu erwachter Fremdenhass und politische Instabilität haben dazu geführt, dass vor allem die Regularien der EU als problematisch angesehen wurden. Und tatsächlich hat vor allem die Flüchtlingskrise in Europa dazu geführt, dass sich am Ende eine Mehrzahl der Wähler für den Brexit entschieden hat.
Betrachtet man die derzeitige Situation genauer, so haben wohl auch nicht die regierenden Politiker mit einer solchen Entscheidung gerechnet. Premierminister David Cameron trat noch am Tag nach der Wahl zurück und übergab die Regierung in die Hände von Theresa May. Diese stieß auf politischen Widerstand im eigenen Lager und hat Neuwahlen ausgerufen, um sich ein Mandat für die Verhandlungen mit Brüssel zu sichern. Statt der erwünschten Gewinne für eine sichere Mehrheit im Ober- und Unterhaus von Großbritannien endete es jedoch mit einem Debakel für die konservative Partei und einer noch schlechteren Ausgangslage für die Gespräche mit den Unterhändlern der EU.
Der Status der Verhandlungen zwischen UK und der EU
Nach dem Auslösen von Artikel 50 - dem Artikel, der quasi die Scheidung einer Nation mit der EU einleitet - sollten eigentlich die Verhandlungen für einen Umgang zwischen der Nation Großbritannien und den Institutionen der EU beginnen. Bereits kurz nach dem Brexit haben die verantwortlichen Personen in Brüssel klar gemacht, dass sie einem sogenannten Soft-Brexit nur zustimmen würden, wenn Großbritannien einen Teil der Fördergelder zurückzahlen und seinen Verpflichtungen für das Budget bis 2021 nachkommen würde. Im schlimmsten Fall könnte dies für das Vereinigte Königreich eine abschließende Rechnung von 20 - 100 Milliarden Euro bedeuten. Wie es in der Natur der Sache liegt, war man davon in London nur wenig begeistert. Allerdings haben die Wahlen und die Stimmung im Land für noch mehr Probleme gesorgt.
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