Stand: 06.04.2020
Nahezu alles ist geschlossen – Kindergärten, Schulen, sämtliche Geschäfte und andere Stellen. Unsere sozialen Kontakte sind bis auf das Minimum eingeschränkt und zahlreiche Arbeitnehmer sind entweder in der Kurzarbeit oder nahezu überlastet mit erhöhtem Arbeitsaufkommen. Doch wie lange halten diese restriktiven Maßnahmen an? Wir suchen Antworten auf genau diese Frage.
Wann der Shutdown in Deutschland enden wird, ist eine äußert prekäre Frage, denn es stellt die Regierung vor eine Entscheidung, die nicht nur rational entschieden wird, sondern auch moralisch. Holen Sie sich bitte einmal diese beiden Szenarien gedanklich hervor:
Beide Szenarien benötigen demnach sachliches und auch moralisches Gedankengut, um dementsprechende Entscheidungen treffen zu können. Eine immense Aufgabe. Die Frage, wann ein Shutdown enden müsse, haben sich mittlerweile auch Wissenschaftler gestellt und hierfür Kosten und Nutzen zur Eindämmung der Corona-Pandemie gegenübergestellt. Zusammengefasst gilt: Eine gesamte Volkswirtschaft müsse mindestens für sieben Wochen aufs Schärfste heruntergefahren werden, um das Virus bestmöglich bekämpfen zu können. Verläuft die Pandemie allerdings extremer, so sei ein Schutdown von 30 bis 34 Wochen notwendig.
Über eines sind sich die Wissenschaftler einstimmig: Egal wie lange das Herunterfahren einer Wirtschaft andauert, ist es extrem wichtig das öffentliche Leben ausschließlich schrittweise hochzufahren. Doch wie genau könnte das geschehen?
Die interdisziplinäre Studie, geführt von Ifo-Experten, Soziologen und Medizinern verfolgt einen Aktionsplan, der nach der Beendigung des Shutdown effizient wäre. Dieser sieht vor, dass Branchen und Einrichtungen, deren Ausfall hohe wirtschaftliche oder soziale Kosten verursacht oberste Priorität bei Öffnung der Türen haben. Hierzu zählen vor allem Branchen mit hoher Wertschöpfung, wie z.B. die Industrie, Universitäten, Schulen und Autoren im öffentlichen Bereich – alles unter der Voraussetzung, dass der Mindestabstand zwischen Personen eingehalten werden kann. Vorrang erhalten ebenso die Regionen, in denen die Zahl der Corona-Infizierten-Fälle im Vergleich geringer ausfällt oder zumindest die medizinische Versorgung sichergestellt ist.
Übrigens: Österreich hat am 06.04.2020 bekannt gegeben, dass die Anti-Corona-Maßnahmen gelockert werden sollen. Bundeskanzler Sebastian Kurz gab die Öffnung von kleinen Geschäften unter strengen Auflagen ab dem 14. April als Ziel aus.
Diese Frage beantwortet uns die zuvor genannte interdisziplinäre Studie leider nicht, aber wir haben eine interessante These der US-Wissenschaftlerin Anna Scherbina innerhalb einer Brandeins-Studie ausfindig gemacht, die unserer Politik, die so sehr benötige Indikation liefert. Die Schutzmaßnahmen sollen demnach so drastisch wie möglich ausfallen und „Wenn es der Politik allein darum geht, die Zahl der Infektionen so klein wie möglich zu halten, müsste der Shutdown ungefähr 78 Wochen gehen. Dann dürfte es einen Impfstoff geben.“ Und wo landen wir hier erneut? Beim oben genannten Szenario 2, in welchem der Shutdown zu spät aufgehoben ist und unsere Wirtschaft zum Erliegen bringt.
Scherbina bringt zusätzlich ein, dass die Schutzmaßnahmen zur Eindämmung von Corona nur so lange beibehalten werden sollten, bis der zusätzliche Nutzen einer zusätzlichen Woche der Unterdrückung immer noch die Kosten übersteigen sollte, die sie der Wirtschaft auferlegt. „Die Länge des Shutdown hängt stark davon ab, wie wirksam er ist.“
Übrigens: Hier finden Sie Informationen über finanzielle Unterstützung in der Corona-Krise in Hannover.
Zuerst möchten wir Sie an die aktuellen Fallzahlen heranführen, die derzeit an Covid-19 erkrankt sind und wie viel Todesfälle bereits eingetreten sind. Aktuell sind in Deutschland über 97.109 Personen an Corona infiziert; 1500 (Stand: 06.04.2020) sind bereits daran verstorben. Solange wir keinen wirksamen Impfstoff haben, ist die Pandemie erst vorbei, wenn sich 60-70 Prozent unserer Bevölkerung mit dem Virus angesteckt haben. Genauer: Wenn sich 48-56 Millionen Menschen infizieren, erholen und letztlich gegen Corona immun sind, dann kehrt die so genannte Herdenimmunität ein. Das bedeutet, dass ausreichend Menschen immun gegen Covid-19 sind und der Ausbruch zum Erliegen kommt.
Um Ihnen dies näher zu bringen, möchten wir Ihnen die Phasen zur Bekämpfung der Epidemie erläutern:
Die Basisreproduktionszahl R0 gibt an, wie viele Menschen eine infizierte Person im Durschnitt ansteckt, wenn niemand immun ist und wenn keine Maßnahmen getroffen werden. Für das aktuelle Coronavirus wird der R0 derzeit auf 2-3 geschätzt. Das bedeutet: Jeder Infizierte steckt im Durschnitt 2-3 weitere Personen an. Wenn die Reproduktionszahl auf unter 1 fällt (genauer: jeder Infizierte steckt weniger als eine weitere Person an), dann kommt der Ausbruch zum Erliegen.
Alle bisher verordneten Maßnahmen dienen also dazu die Reproduktionszahl zu senken – hier wären wir dann bei der effektiven Reproduktionszahl. Je kleiner die Reproduktionszahl, desto flacher die Kurve. Aber wann ist die Kurve ausreichend flach? Dies ist in einer Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie zur Eindämmung des Coronavirus verfasst. Darin zu finden sind vor allem verschiedene Szenarien, die wahrlich nur Voraus-Zustände beschreiben. Die Schwierigkeit bei einer Epidemie ist nämlich, dass jede anders verläuft, weshalb weltweit Forscher daran arbeiten die neue Lungenkrankheit Covid-19 zu verstehen, um daraus brauchbare Rückschlüsse zu ziehen.
Anhand der modellierten Szenarien wird klar, dass die Reproduktionszahl bei unter 1 liegen müsste, um eine Überbelastung unseres Gesundheitssystems zu vermeiden. Darüber hinaus wird deutlich, dass die derzeit getroffenen Maßnahmen der Regierung demnach ein bis zwei Jahr/e(!) lang fortwährend durchgesetzt (und eingehalten) werden müssten, um diese Reproduktionszahl überhaupt erreichen zu können – dies ist ökonomisch und sozial betrachtet allerdings nicht vertretbar, was Sie bereits wissen, wenn Sie an diesem Punkt angekommen sind. Zusammengefasst bedeutet das, dass das #FlattenTheCurve bis zur Herdenimmunität nicht durchsetzbar ist, weil die Reproduktionszahl auf unter 1 gesenkt werden müsste, um die Kurve abflachen zu können. Umkehrschluss: Wir müssen die Kurve eher stoppen!
Die Fallzahl der Infizierten muss so klein werden, dass unsere Gesundheitsämter wieder dazu in der Lage sind die Infektionsketten zu überschauen, um effektiv Infizierte isolieren und behandeln zu können. Diesen Zustand benötigen wir und damit wären wir zurück in der Phase 1 der Epidemiebekämpfung, dem Containtment (Eindämmung). Ausschließlich in der Eindämmungs-Phase könnten wir theoretisch zur Normalität zurückkehren.
Fazit: Um zurück zur Phase 1 der Epedemiebekämpfung zu gelangen, müssten strenge Maßnahmen für alle gelten. Denn ein Infizierter muss weniger als eine Person anstecken. Die finale Frage, die sich hieraus ergibt, ist: Reichen unsere aktuellen Maßnahmen aus, um die Reproduktionszahl tatsächlich so stark zu senken? Auf diese Ergebnisse warten wir derzeit und werden uns bis mindestens zum 19. April 2020 gedulden müssen. Eines ist aber bereits klar: Der Lockdown ist richtig und absolut angemessen. Es ist weder übertrieben oder gar streng, sondern schlichtweg notwendig, um bestenfalls unser gewohntes Leben weiterführen zu können.
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